Alleine auf Bali - fühle ich mich einsam?

30.10.2017

Montag. Tag 15 auf Bali. Tag 15 zwischen Reisfeldern und Palmenbäumen. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll zu berichten. 

Ich sitze im dritten Stock des Hauses für Freiwilligenarbeiter, in dem ich mit rund 35 Mädels und 5 Jungs wohne. Gerade bin ich vom Unterrichten zurückgekommen und habe rund zehn acht-jährigen Kindern beigebracht, wie man die Monate auf Englisch nennt. Das Unterrichten macht Spaß, obwohl ich mein Bestes geben muss, mit Händen und Füßen mit den Kindern zu kommunizieren.

Bahasa Unterricht

Wie zu erwarten, ist das Englisch Level 8-jähriger Balinesischer Kids nämlich nicht unbedingt auf dem Stand, auf dem man angenehm mit ihnen plaudern könnte. Anders gesagt: Sie verstehen nichts. Gar nichts. Aber das ist ok, dann wenigstens sind sie süß (die Mehrzahl wenigstens) und ich zeige in Zeichensprache was zu tun ist. So versuche ich ihnen täglich zwischen 14 und 16 Uhr Englisch beizubringen. Dafür gilt es, möglichst kreative Lernmethoden zu finden: Ich bereite oft Plakate, Arbeitsblätter oder kleine Vokabelkärtchen vor. Für die Kids ist es ein Englisch Lernstunde, für mich eine in Bahasa (der hier gesprochenen Sprache).   

Vor- und nach dem Unterrichten habe ich genügend Zeit Wasserfälle, Reisterrassen und die nahegelegene Stadt Ubud zu erkunden. An den Wochenenden jedoch, ist das Haus leer, in dem sonst immer so viel los ist. Fast alle Freiwilligenarbeiter erkunden dann die Insel. Meistens geht es in den Süden für Meer, Strand und Party.

Ich bin alleine hier - eigentlich

Freunde zu finden geht hier schnell. Alle sind total offen und oft wird man schon nach einem kurzen Gespräch eingeladen, den Abend zusammen zu verbringen. Diese werden hier häufig in der CP Lounge, im Zentrum von Ubud verbracht. Dort setzt man sich, wie in Bali üblich, auf den Boden um die Tische herum - Schuhe werden dabei am Eingang stehen gelassen. Das ist nur eine der wenigen Sachen, an die ich mich erst einmal gewöhnen musste. Aber mittlerweile überrascht mich kein Ort mehr, an dem von mir freundlich verlangt wird, die Schuhe auszuziehen. Gestern zum Beispiel habe ich in einem ziemlich edel aussehenden Restaurant am Boden gegessen. Und das samt Milkshake, Vorspeise und kleiner Hauptspeise um nur acht Euro. Bali ist echt ein Food-Paradies. Die Instagram-tauglichkeit der Speisen übersteigt alle meine Vorstellungskräfte und ich bin jederzeit bereit, als Foodblogger durchzustarten.

In den letzten Wochen habe ich so viel erlebt, dass es sich anfühlt, ich wäre schon seit Monaten hier. Ich habe vergessen, dass das die Reise ist, von ich dachte, ich könnte einsam sein. Erst gestern habe ich mich daran erinnert, dass ich ja eigentlich "alleine" hier bin und dass der Fakt ist, vor der ich am meisten Angst hatte. Selten in meinem Leben hab ich mich weniger einsam gefühlt als hier und heute.

Meinen letzten Tagebucheintrag habe ich mit "I never want to stop travelling" begonnen, und ich finde das beschreibt meinen Enthusiasmus recht treffend. Es ist nun mal schwer, zu Hause zu vermissen, wenn das Vormittagsprogramm daraus besteht, mit neuen Freunden die nächstgelegenen Wasserfälle erkundet. Aber bitte nicht falsch verstehen, ja - auch ich arbeite und habe nicht die ganze Zeit Freizeit. Aber wenn einmal frei ist, verbringe ich von dieser Zeit 0 Sekunden an Computer oder Handy. Vor dem alleine Reisen habe ich überhaupt keine Angst mehr, was vor ein paar Wochen noch ganz anders ausgeschaut hätte. Ich fühle mich hier unglaublich zu Hause, und wenn ich die Augen schließe und Resümee über meine Zeit hier und die letzten Monate ziehe, kann ich nicht anders, als zufrieden zu grinsen.

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