Von Kandy nach Ella in drei Tagen 

30.03.2020

Raus aus dem Flughafen und rein ins Transportvergnügen. Hier in Sri Lanka soll es öffentliche Busse geben, was - verglichen mit südostasiatischen Ländern, die ich bereist habe, an ein Wunder grenzt. Aber wir sind in Südasien, und hier gibt es scheinbar öffentliche Verkehrsmittel. Und siehe da, es sind nicht nur Westler, die verloren an dem überdachten Fleckchen Erde stehen und auf den Bus warten. Auch Sri Lanker stehen hier. Es muss also tatsächlich etwas geben, was uns von hier in unbestimmter Zeit nach Colombo fährt. Die Hauptstadt passieren wir während unserer zwei Wochen in Sri Lanka immer nur mit dem Bus. Etwas, für das es sich lohnt auszusteigen, gibt es hier nicht. Dafür aber fährt uns jetzt ein weiterer Bus direkt nach Kandy, die zweitgrößte Stadt des Landes.

In Kandy steht der Sri Dalada Maligawa, auf Deutsch Zahntempel. Die Hauptattraktion der Stadt ist mit seiner deutschen Übersetzung schon recht gut erklärt: hier soll der linke Eckzahn des Buddhas liegen, eines der größten Heiligtümer im Buddhismus. Ansonsten gibt es in Kandy nicht unglaublich viel zu sehen. Für eine asiatische Stadt ist es hier relativ ruhig und es gibt angenehme Ruheoasen zwischen dem Lärm von quietschenden Tuktuk-Hupen und der lauten Musik, die aus den vorbeifahrenden Bussen schallt. Das mag vielleicht am großen See in der Stadtmitte liegen. Eigentlich wirkt Kandy für die zweitgrößte Stadt des Landes nicht groß, dabei leben in Sri Lanka tatsächlich 22 Millionen Menschen!

Hinter einer französischen Seniorengruppe hinterher huschend besteigen wir am nächsten Tag den Pidurangala Felsen in Sigiriya, rund drei Sri Lankische Autostunden nördlich von Kandy. Von hier hat man den besten Ausblick auf den berühmten Löwen-Felsen, das wohl bekannteste touristische Ziel in Sri Lanka. Diesmal sind wir ausnahmsweise mit einem privaten Fahrer unterwegs und so stoppen wir am Weg zurück nach Kandy in klassischer Touristenmanier noch bei einem Gewürzgarten. Der Herr erzählt uns leidenschaftlich alles über Ayurveda, was von dieser Insel stammt und erklärt, wie wir unseren Körper an jeder erdenklichen Stelle mit natürlichen Cremes, Gewürzen und Kräutern verbessern können. Wir kaufen keine der überteuerten Heilmittelchen und fahren weiter zu den Höhlentempeln von Dambulla.

Ich erwarte mir nicht viel von diesem Stopp, will mir während der langen Fahrt nur mal die Beine vertreten. Doch Henri bezahlt den, mit sieben Euro pro Person doch recht beträchtlichen Eintrittspreis und zieht mich den Hügel hoch, auf dem der Tempel liegt. Ich bin komplett verschwitzt, als ich oben ankomme, schließlich musste ich auf dem Weg meine Schultern und Knie - und alles dazwischen - bedecken.

Der Höhlentempel beeindruckt. Im Inneren sehe ich einen rund 10 Meter langen liegenden Buddha. Eigentlich klug ihn so zu platzieren, ist ziemlich platzsparend. Es soll aber nicht die einzige Statue bleiben: in den nächsten Höhlen befinden sich unzählige betende Buddhas nebeneinander. Mystisch. Eindrucksvoll.

Eigentlich auch treffende Adjektive für den nächsten Ort, den wir entdecken: Nuwara Eliya. Die Hauptstadt des gleichnamigen Bundeslandes liegt im Hochland Sri Lankas. Wegen ihrer Höhe und des damit einhergehenden kälteren Klimas galt sie während der Kolonialzeit als beliebtes Domizil der besetzenden Engländer. So sieht man hier einige herrschaftliche Bauten zwischen Teeplantagen. Die Landschaft, die Sri Lanka auf die Umschläge von Reiseprospekten gebracht hat, sehen wir schon bei der Busfahrt in den Ort. Wir wandern durch Teefelder, besuchen eine Teefabrik und staunen über die großen herrschaftlichen Hotels, die wir hier erstmals in Sri Lanka sehen. Auch der Golfplatz mitten im Ort und die Pferderennbahn weisen auf die Vergangenheit hin.

Die Kolonialisierung begann 1505 mit der Besetzung der Portugiesen und endete erst 1948 nach der Unabhängigkeitserklärung von den Briten. Glück für Reisende: man kann sich in Sri Lanka recht einfach auf Englisch verständigen.

"Ich will die Kälte spüren", sagt eine Reisende aus Colombo, die hier in Nuwara Eliya ihr Wochenende verbringt. Wir, die Europäer, die Kälte nur zu gut kennen, wollen das nicht mehr und verlassen das Hochland um weiter in den Süden zu reisen. Das tun wir natürlich mit der weltberühmten Eisenbahn und fahren die Strecke von Kandy nach Ella mit dem Zug. Der Wagon ist so voll mit gequetschten Menschen, dass wir nicht mehr reinpassen. Sie stehen wie Sardinen in den Gängen, doch der Zug will nicht abfahren. Streit mit dem Schaffner: Wir haben ein Ticket aber keinen Platz. Dass wir mit einem bezahlten Ticket vor ihm stehen (zugegeben: Der Preis war mit 50 cent überschaubar) und wollen, dass er den zweiten Wagen unserer Klasse aufsperrt, der noch halbleer ist, interessiert ihn nicht. Fünf missmutige Bahnangestellte zerren Backpacker aus dem Wagen, schreien, aber beantworten keine Fragen. Zwei Stunden warten, nächster Zug. 

Natürlich ergattern wir auch hier keine Sitzplätze aber das ist uns zumindest für den Moment völlig egal. Die schönste Zugstrecke der Welt tut ihrem Ruf keinen Abbruch. Ich stehe stundenlang mit gezückter Kamera und drücke ab. Oh wie fotogen ist Sri Lanka.

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